Im Tauschkreis keine Schwarzarbeit!

Verhinderung von SchwarzarbeitText bereitgestellt von Günther Winterhalder (Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit Zwopr (Internettauschring) 2020)


Wenn Nachbarn sich gegenseitig helfen, fließt dabei gelegentlich auch Geld. Entlohnte Nachbarschaftshilfe ist
jedoch nicht immer Schwarzarbeit. Hier erfährst Du, wo die Grenze zwischen Schwarzarbeit und Nachbarschaftshilfe liegt, worauf Du dabei achten musst, und warum gut gemeint manchmal alles andere als gut ist.

Nachbarschaftshilfe ist eine tolle Sache. Weniger toll: Wenn Du dabei in Konflikt mit dem Gesetz gerätst. Damit Du es erfolgreich vermeiden kannst, Dich bei der Nachbarschaftshilfe durch Schwarzarbeit strafbar zu machen, gibt dieses Factsheet Dir Antworten:

  • nimm dieses Thema ernst. In nachbarschaftlichen Verhältnissen kommt es oft zu Schwarzarbeit. Beteiligte gehen dabei hohe Risiken ein. Denn laut Bundeszollverwaltung stammen die weitaus meisten Hinweise auf Schwarzarbeit ebenfalls aus der Nachbarschaft.
  • Grauzone: Die Grenze zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit.
    Um die Grauzone an der Grenze zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit für Dich klarer zu machen, verleihen wir ihr zunächst mit zwei Beispielen mehr Kontrast.

    Beispiel 1: Schwarzarbeit durch regelmäßige Einkünfte Der 36jährigen Friseurin Martina tun die
    älteren Damen in ihrer Nachbarschaft leid, für die ein Gang zum Friseur finanziell oder körperlich nicht möglich ist. Deshalb macht sie vielen von ihnen im Rahmen von Nachbarschaftshilfe alle zwei Wochen die Haare. Die Damen hüten dafür manchmal Martinas Kinder oder backen gelegentlich Kuchen für Schul und Geburtstagsfeste. Nach einiger Zeit sind die älteren Damen unzufrieden damit, sich nur durch Kuchenspenden und Hütedienste für Martinas Nachbarschaftshilfe zu revanchieren. Allesamt stecken sie ihr deshalb jedes Mal Beträge bis zu zwanzig Euro für ihre Dienste zu. Anfangs versucht Martina, das abzulehnen aber es ist schließlich gut gemeint. Zehn Monate später meldet sich der Zoll bei Martina. Der Tatvorwurf: Schwarzarbeit. Es gebe konkrete Hinweise aus der Nachbarschaft. Martina muss einen saftigen Strafbefehl zahlen und außerdem nachträglich Steuer und Sozialabgaben entrichten.
    Das Beispiel eignet sich gut, um die Grenze zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit sichtbarer zu machen, weil hier eine der beiden Voraussetzungen erfüllt ist, bei denen aus Nachbarschaftshilfe Schwarzarbeit wird: Martina hat regelmäßige Einkünfte erwirtschaftet und also eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgt. Das aber darf bei Nachbarschaftshilfe nicht der Fall sein.


    Beispiel 2: Keine Schwarzarbeit trotz Anerkennungszahlung.
    Der 27jährige Dennis ist Zimmermeister und hilft im Urlaub einem Nachbarn, dessen Dachstuhl zu erneuern. Über anderthalb Wochen kniet er sich täglich rein und ist auf der Baustelle der wichtigste Akteur. Der Bauherr, ein väterlicher Freund, der ohne Nachbarschaftshilfe die Dachsanierung finanziell nicht hätte stemmen können, ist ihm dankbar. Obwohl er weiß, dass Dennis es nicht erwartet, gibt er ihm am vorletzten Tag beim gemeinsamen Feierabendbier im Vorgarten zweihundert Euro und bittet ihn herzlich, diese kleine Geste der Anerkennung anzunehmen und seine Freundin zur Entschädigung für die entgangene Zeit einmal richtig auszuführen. Am nächsten Tag steht plötzlich der Zoll auf der fast fertigen Baustelle und knöpft sich Dennis und den Bauherrn getrennt vor. Ein Nachbar habe da etwas gesehen. Beide erklären bereitwillig und übereinstimmend die Zusammenhänge.
    D
    a es keine feste Grenze für gelegentliche Einkünfte aus Nachbarschaftshilfe gibt, müssen die Beamten einschätzen, ob hier eine Gewinnerzielungsabsicht und somit ein Anfangsverdacht auf Schwarzarbeit vorliegt. Das ist nicht der Fall, entscheiden sie. Eine Anerkennung von zweihundert Euro sei im Hinblick auf fast zwei Wochen Arbeitseinsatz eines Meisters nicht gewinnorientiert. Zum anderen versichert der Bauherr glaubhaft, Dennis habe eigentlich gar kein Geld gewollt. Sondern auf der Basis von Gegenseitigkeit geholfen. Die Hilfsbereitschaft, und das ist ausschlaggebend, steht also klar im Vordergrund.

  • Lackmustest: Wann ist Nachbarschaftshilfe Schwarzarbeit?
    Wie die Beispiele zeigen, gibt es zwei
    Umstände, bei denen aus Nachbarschaftshilfe Schwarzarbeit wird:
    1. Durch eine von der Höhe unabhängige Regelmäßigkeit der finanziellen Zuwendungen.
    2. Durch eine nennenswerte einmalige finanzielle Zuwendung, die zwar unter dem Marktpreis,
      jedoch oberhalb einer bloßen Anerkennung für die erbrachte Hilfeleistung liegt.

      Diese beiden Möglichkeiten kannst Du wie einen Lackmustest verwenden, um Nachbarschaftshilfe von illegaler Gewinnerzielung abzugrenzen.
      Auch wenn es Formen entlohnter Nachbarschaftshilfe gibt, die keine Schwarzarbeit sind, gelten für Leistungsempfänger nach SGB II bei zusätzlichen Einkünften trotzdem erweiterte Meldepflichten. Wer diese nicht beachtet, riskiert ein Verfahren wegen Betrugs.

      Tipp: Erweiterte Meldepflichten bei Leistungsbezug beachten
      .
      Sind Freundschaftsdienste Nachbarschaftshilfe oder Schwarzarbeit?
      Zwar zählen Freunde und Bekannte unabhängig von räumlicher Nähe zu dem vom Gesetzgeber festgelegten Kreis der Personen, die Du durch Nachbarschaftshilfe unterstützen darfst. Die oben vorgestellten Einschränkungen gelten dabei jedoch ebenfalls. Sobald regelmäßig oder in nennenswerter Höhe Geld fließt, liegt auch im Bereich der Freundschaftsdienste keine Nachbarschaftshilfe sondern illegale Erwerbstätigkeit vor.

    3. Wann sind Einkünfte aus Nachbarschaftshilfe okay?
      Erfolgt eine Bezahlung nicht regelmäßig sondern nur gelegentlich in Form einer kleineren finanziellen Anerkennung, handelt es sich nicht um Schwarzarbeit. Auch wenn für eine einmalige Hilfeleistung ein im Verhältnis zum Aufwand nicht nennenswerter Betrag den Besitzer wechselt, liegt diese nicht vor. Grundsätzlich darf die finanzielle Gegenleistung nicht im Vordergrund stehen. Sondern vielmehr die Hilfsbereitschaft auf der Basis nachbarschaftlicher Gegenseitigkeit.

    4. Warum gibt es im Tauschring keine Schwarzarbeit?
      Schwarzarbeit ist im Tauschring geächtet. Denn sie ist nicht nur illegal, sie untergräbt zudem die Idee der Nachbarschaftshilfe. Auch wenn aus unserer Sicht nichts dagegenspricht, für Hilfeleistungen einmalig oder gelegentlich eine kleine Anerkennung zu zahlen oder zu erhalten die gegenseitige Hilfsbereitschaft steht im Tauschring klar im Vordergrund. Außerdem erfolgt im Tauschring die Abrechnung nur per Zeit.

      Download Im Tauschkreis keine Schwarzarbeit

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