„Le Chapitre” in Lure, Frankreich

Tauschkreisaktion „le Chapitre” in Lure, Frankreich
Ein prächtiges Palais, Gesindehaus und Scheune: Die schmucken Räume sind eine Augenweide. Sie tragen überall den künstlerischen Stempel von Tass. Draußen üppig wucherndes Gras und meterhohe Brennnessel! Büsche vom wuchernden wilden Wein, Efeu und andere Schlingpflanzen, die bereits Fenster und Türen erobern. In Arbeitsklamotten und dicken Handschuhen, mit Rasenmäher und Schubkarren rücken wir Mutter Natur zu Leibe.

1787 entstand in Lure unter Jean-Baptiste Kléber ein Kloster auf 1,5 ha Land und steht seit 1999 unter Denkmalschutz. Bis zu seinem plötzlichen Tod schuf Matthias Kaiser, genannt Tass, hier kunstvolle Möbel, Bilder, Texte, führte Projekte mit Jugendlichen durch und vermietete die prächtigen Räumlichkeiten für private Events.

Durch Corona brachen die Einnahmen weg und mit Tass’ Tod im Herbst 2020 stand seine Frau Nancy mit der Verantwortung für das gesamte Anwesen plötzlich alleine da. – Zu viel für eine Person – Daher sollte das Haus nochmal eine letzte Veranstaltung erleben, dafür hübsch gemacht und danach verkauft werden.

Nach einem Aufruf im Tauschring fanden sich etwa 14 Leute zusammen, die vom 23. – 25.7.2020 zum verlängerten Wochenende nach Lure, Frankreich fuhren, um das Anwesen für eine Hochzeitsgesellschaft „klar Schiff“ zu machen. Von Mittwoch bis zum nächsten Wochenende werden 100 Hochzeitsgäste erwartet. Das Brautpaar hat das Catering selbst organisiert.

Fegen und wischen brachten in den Bädern und Küchen den schönen Fliesenboden wieder zur Geltung, und die Möbel erstrahlten bald wieder in ehrwürdigem Glanz. Bei mehrfach vollem Wäschekorb mit Bettzeug, Bezügen und Handtüchern konnte man auch schon mal die Übersicht auf den z. T. steilen Treppen verlieren. „Upps!- Vorsicht, bitte – ich seh grad nix.“ Deutlich hartnäckiger war die Terrasse. Mit Mörtelkelle und Hochdruckreiniger verschwanden aber auch Moose und Flechten.

14 Leute im Wechsel haben an drei Tagen bis zum Dunkelwerden jeweils ihr Bestes gegeben. Das gemeinsame Frühstück im Salon war der Ansporn für jeden Tag. Und der Mittagssnack und das warme Essen am Abend gaben uns wieder Kraft zurück, bevor wir müde in die Betten fielen. Herzlichen Dank für diese liebevolle Betreuung.

Wir haben es geschafft. Aus der Wildnis wurde wieder ein herrschaftliches Anwesen. Wir haben es geschafft – und sind nun rechtschaffen geschafft. Die Hochzeitsgesellschaft kann kommen. Es ist alles bereit. Sogar ein ganzer Karton Serviettenrosen zur Deko nach eigenem Geschmack stehen bereit.
Wenn sich regelmäßig jemand darum kümmern würde, wäre so eine Hauruckaktion nicht mehr nötig. Dann könnte man sicher auch die klassizistische Gartenanlage richtig freilegen und zum Erblühen bringen. Das wäre schön.

Dann würde in „le Chapitre“ wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.

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